Werden nur gute Bücher veröffentlicht?

Warum werden nicht nur gute Bücher veröffentlicht?

Gerade letztens ist es wieder passiert. Ich war in einer Buchhandlung und habe mich nach langer Suche für eins der wunderschönen Bücher entschieden. Es hatte ein wirklich tolles, ansprechendes, emotionales Cover. Der Titel klang geheimnisvoll und weckte sofort Bilder in meinem Kopf. Der Klappentext klang so vielversprechend, dass ich am liebsten sofort Warum gibt es so viele gute Bücher, die von Verlagen abgelehnt werden, während einige Verlagsbücher ziemlich ... langweilig sind?losgelesen hätte.

Nun habe ich es halb durch und ich muss zugeben, dass eins der langweiligsten Bücher ist, das ich je gelesen habe. Ich weiß nicht mal, ob ich es jemals fertig lesen werde. Das bedeutet, ich habe mein Geld für ein unterdurchschnittliches Verlagsbuch ausgegeben, obwohl ich für den Preis wahrscheinlich drei tolle Self-Publisher Bücher hätte kaufen können.  Da kommt natürlich schnell die Frage auf:

Wieso werden grottig schlechte Bücher in einem Verlag veröffentlicht und viele tolle Bücher abgelehnt?

1. Das Verlagsprogramm

Jeder Verlag hat eine ganz klare Ausrichtung, welche Bücher er vermarktet und welche nicht. So würde der literarisch ausgerichtete Hanser Verlag also ein Buch ablehnen, das der populär ausgerichtete Publikumsverlag Bastei Lübbe mit Kusshand nimmt und umgekehrt.
Auch ich musste schweren Herzens schon einige toll geschriebene Bücher ablehnen, da sie nicht ins übrige Verlagsprogramm passten. Es ist zwar eine Begründung, die sehr gerne für Absagen verwendet wird, aber oft ist es tatsächlich so.

2. Die Trends

Zu den Hochzeiten des Vampir-Trends während der Twilight-Euphorie wurden, glaube ich, so ziemlich alle Manuskripte aufgekauft, die irgendwas mit Vampiren zu tun hatten. Die Qualität war da nur noch zweitrangig. Wenn man damals zufällig noch einen Vampir-Roman in der Schublade hatte, hatte man das große Los gezogen. Kurz darauf waren dann wahnsinnig viele schlechte Vampirromane in den Läden. Jetzt hat sich das schon wieder ein wenig gewendet. Im Print werden qualitativ sehr hochwertige Vampirromane abgelehnt, weil der Trend angeblich durch ist.

3. Einkauf auf Exposé-Basis

Manchmal sind Verlage gezwungen, die sprichwörtliche Katze im Sack zu kaufen. Da werden hochgehandelte Exposés über die Agenturen angeboten, meistens mit großen Versprechungen, dass dies der neue Bestseller wird und sogar die Filmrechte schon verkauft sind. Viele Verlage bieten dann auf das Manuskript und der, der am meisten zahlt bekommt es dann. Wenn dann, Monate später, das Manuskript reinkommt, kann man halt Glück oder Pech haben. Da man aber ja schon gezahlt hat, muss aber selbst die schlechten Bücher veröffentlichen, um die Kosten zumindest ansatzweise wieder reinzuholen.

Nun könnte man meinen, dass man ja zumindest über das Lektorat einiges an Qualität wieder rausholen könnte. Meistens ist das Buch aber schon eingeplant, über die Vorschau beim Buchhändler vorgestellt, das Cover ist in Arbeit und der Erscheinungstermin in beklemmender Nähe, so dass nur Zeit für ein reines Sprach-Lektorat bleibt. Um die Struktur und den Spannungsbogen zu ändern braucht man einfach Zeit. Bei Übersetzungen ist ein derartig tiefer Eingriff zudem aus urheberrechtlichen Gründen gar nicht möglich.
In dem Fall heißt es dann auch für den Verlag: Augen zu und durch.

4. Der Mehr-Buch Vertrag

Insbesondere bei alteingesessenen Autoren werden oft gleich mehrere Bücher auf einmal eingekauft. Da die nächsten Bände aber noch gar nicht geschrieben sind, ist natürlich auch die Qualität der Bücher ungewiss. Man setzt dann nur auf die Erfahrung und das Können des Autors. Meistens geht das auch gut. Viele Autoren wissen ja ganz genau, was sie tun.
Manchmal aber eben auch nicht. Und da auch ein Verlag Pflichten hat und er wahrscheinlich den Autor nicht verlieren will, wird dann eben auch das eine nicht so überzeugende Buch veröffentlicht.

5. Der Geschmack

Man sieht es ja an den Rezensionen: Es gibt kein Buch, das absolut jedem gefällt. Und so ist es auch beim Einkauf der Bücher. Mitunter gibt es heftige Diskussionen, ob ein Plot jetzt gut ist oder nicht. Die Entscheidung, die dann für oder gegen das Buch getroffen wird, ist natürlich rein subjektiv.

Welcher dieser Gründe dazu geführt hat, dass das gähnend langweilige Buch, das ich zuletzt gelesen habe, veröffentlicht wurde, weiß ich nicht. Auf jeden Fall werde ich mich aber nicht nochmal von so einem hübschen Cover verführen lassen, sondern lieber vorher auf ein paar Blogs nach Inspiration gucken.
Seid ihr auch schon mal auf einen tollen Titel oder ein verführerisches Cover reingefallen?

Beratung zu deinem Buch?

Wenn du noch ganz am Anfang stehst und gefühlt 1000 Fragen zu deinem Roman hast, kannst du eine Beratung bei mir buchen und ich werde mein Wissen als ehemalige Verlagslektorin und Bestsellerautorin mit dir teilen! ➡️ Klicke im Menü auf "Mit mir arbeiten", um mehr zu erfahren.

Meine historischen Romane

Historische Familiensaga: Die Hofgärtnerin

Klicke auf das Bild, um mehr zu erfahren

Weitere Artikel

Vorheriger Beitrag
23 Tipps für dein Roman-Exposé
Nächster Beitrag
So findest du einen verkaufsstarken Titel für dein Buch

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

Hallo Serena,
Ich bin mir fast sicher, bei meinem letzten Buch wurde der Name des Autoren auch höher gehandelt als der eigentliche Plot. Es war halt der 7. Teil einer Reihe und es haben bestimmt einige mehr erwartet als wir bekommen haben.

Dein kleiner Einblick in das Verlagsleben hat mir gut gefallen. Bisher habe ich mit nie Gedanken darüber gemacht, das Verlage vielleicht gar nicht das verlegen können was sie gerade gerne würden und wie vielfältig die Gründe dafür sein können.
Gerne mehr solcher Einblicke.
Viele Grüße
Rena

Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Menü