Was in der Realität eine Bürde sein kann, kann für unsere Buchfiguren genau richtig sein.
Wie das?
Auch wenn wir uns bemühen, unsere Charaktere im Buch authentisch darzustellen, sind nur wenige Buchfiguren wie Menschen im wahren Leben.
Und wenn sie das wären, wäre das Buch vermutlich gähnend langweilig.
Nein, Buchfiguren sind immer extrem. Wenn sie schüchtern sind, sind sie extrem schüchtern, wenn sie stark sind, sind sie extrem stark, wenn –
Okay, ihr versteht, worauf ich hinaus will.
Und deswegen kann eine kleine Persönlichkeitsstörung manchmal genau das sein, was wir brauchen, um unsere Figur so richtig schön extrem zu charakterisiesren.
Ich spreche da aus Erfahrung …
Was habe ich mir den Kopf zerbrochen, was mein Antagonist meiner lieben Cassie alles antun kann, damit die Leser ihn so richtig hassen. Es sollte mit kleinen Gemeinheiten losgehen und immer unerträglicher werden. Durch Zufall bin ich dann auf Pinterest auf einen Artikel über Narzissmus gestoßen.
Und, was soll ich sagen? So leid mir auch alle Menschen tun, die in einer Beziehung mit einen Narzissten stecken, für meinen Roman war dies eine Goldgrube!
Warum?
Weil, wenn einer weiß, wie man Beziehungen vergiftet, dann ein Narzist. Hier ein paar Beispiele aus den Artikeln, was Narzissten angeblich machen:
– Sie stellen ständig neue Regeln auf, die sie selber aber natürlich nicht befolgen müssen.
– Sie fordern immer mehr Zuwendungen und Aufmerksamkeit, es ist jedoch nie genug.
– Es wird alles genau gegeneinander aufgerechnet, dabei aber mit zweierlei Maß gemessen.
– Man kann es ihnen niemals recht machen. Niemals.
– Es gibt oft große Liebesbekundungen in der Öffentlichkeit, die sehr schnell wieder umschlagen können.
– Sie sind sehr manipulativ und behaupten gerne, dass der Partner sich Dinge nur einbildet.
– Sie erklären zuvor gelobte Eigenschaften zu Fehlern und nörgeln permanent darüber.
– Sie flirten offensichtlich mit anderen, um Eifersucht zu generieren.
– Ein Narzisst sorgt dafür, dass er stets im Mittelpunkt steht und sich der Partner von allen anderen isoliert.
– Sie ziehen jeden anderen als möglichen Ersatz in betracht und teilen dies auch mit.
– Er schenkt keinerlei Aufmerksamkeit und dreht seinem Partner gerne das Wort im Munde herum.
Das ist keine vollständige Liste und ich habe keine Ahnung, ob sie aus „klinischer Sicht“ zutrifft oder überzogen, überholt oder gar vollkommener Unsinn ist. Ich bin schließlich keine Psychologin und darum geht es hier ja auch nicht.
Es geht um Fiktion.
Und für mein Buch haben mir diese Artikel mit den beispielhaften Verhaltensweisen viel Inspiration für meinen Charakter geliefert.
Sehr vieles davon konnte ich auf die eine oder andere Weise in meinem Buch einbauen. So richtig deutlich wird es vermutlich erst in meinem Sequel zum Roman „Das Glitzern des Glücks – Neustart für die Liebe“. (Wer sich davon überzeugen möchte, kann es rechts in der Seitenleiste gratis herunterladen.)
Und das hat mich auf die Idee gebracht, dass man sicherlich für einige spannende Charaktere Persönlichkeitsstörungen heranziehen kann.
Hier eine Auswahl:
Die histrionische Persönlichkeit
Hier haben wir das genaue Gegenteil zum Introvertierten. Diese Personen LIEBEN es im Mittelpunkt zu stehen und tun nahezu alles dafür, damit das auch so ist. Vom Aussehen über aufmerksamkeitsstarke Äußerungen … alles!
Wikipedia zufolge müssen nach ICD-10 mindestens vier der folgenden Verhaltensweisen vorliegen:
1. Dramatische Selbstdarstellung, theatralisches Auftreten oder übertriebener Ausdruck von Gefühlen;
2. Suggestibilität, leichte Beeinflussbarkeit durch Andere oder durch Ereignisse (Umstände);
3. oberflächliche, labile Affekte;
4. ständige Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten, in denen die Betreffenden im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen;
5. unangemessen verführerisch in Erscheinung und Verhalten;
6. übermäßige Beschäftigung damit, äußerlich attraktiv zu erscheinen.
Egozentrik, Selbstbezogenheit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung, fehlende Bezugnahme auf andere, leichte Verletzbarkeit der Gefühle und andauerndes manipulatives Verhalten ergänzen das klinische Bild − diese Verhaltensweisen sind aber für die Diagnose nicht erforderlich. (Direkt zitiert nach Wikipedia)
Multiple Persönlichkeiten
Besser bekannt und sicherlich ebenso spannend für einen Roman können auch dissoziative Persönlichkeitsstörungen sein. Laut Wikipedia ist bei der dissoziativen Identitätsstörung (auch: multiple Persönlichkeitsstörung) die Psyche der betroffenen Person in mehrere Teilpersönlichkeiten aufgespalten, die abwechselnd die Kontrolle über das Denken, Fühlen und Handeln übernehmen.
Jedoch wissen diese nichts voneinander!
Kaum vorstellbar, oder?
Jede der einzelnen Teilpersönlichkeiten verfügt über eigene Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Wahrnehmungs- und Denkmuster, Fähigkeiten und Erinnerungen.
Und, was ich besonders überraschend finde: Manchmal haben sie sogar unterschiedliche physiologische Eigenheiten!
Wer weiß, vielleicht gibt es da draußen also einen Serena-Teil, der keine Angst vor Bällen hat und Hochsprungmeisterin ist, während ich bei den Bundesjugendspielen nicht mal eine Siegerurkunde ergattern konnte.
Aber kommen wir zurückt zu unseren Büchern.
Wie gemacht für Buchfiguren, die ja gerne mal exzentrisch sind, ist außerdem die schizoide Persönlichkeit.
Schizoide Persönlichkeit
Laut Wikipedia haben diese Menschen Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Ihr Verhalten wirkt auf andere eigentümlich, sie können keine engen persönlichen Beziehungen aufbauen und haben Verzerrungen im Denken und in der Wahrnehmung.
Wikipedia zitiert hier das Statistic Manual of Psychological für die möglichen Symptome:
1. Beziehungsideen (jedoch kein Beziehungswahn),
2. Seltsame Überzeugungen oder magische Denkinhalte, die das Verhalten beeinflussen z. B. Aberglaube, Glaube an Hellseherei, Telepathie oder an den „sechsten Sinn“;
3. Ungewöhnliche Wahrnehmungserfahrungen einschließlich körperbezogener Illusionen,
4. Seltsame Denk- und Sprechweise (z. B. vage, umständlich, metaphorisch, übergenau, stereotyp),
5. Argwohn oder paranoide Vorstellungen,
6. Inadäquater oder eingeschränkter Affekt,
7. Verhalten oder äußere Erscheinung sind seltsam, exzentrisch oder merkwürdig,
8. Mangel an engen Freunden oder Vertrauten außer Verwandten ersten Grades,
9. Ausgeprägte soziale Angst, die nicht in zunehmender Vertrautheit abnimmt und die eher mit paranoiden Befürchtungen als mit negativer Selbstbeurteilung zusammenhängt.
Wer für seinen Roman eine eher schüchterne Figur braucht, kann sich an der folgenden Persönlichkeitsstörung orientieren:
Die selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung
Und wenn fu jetzt denkst “Ach, das könnte auch ich sein”, weil du als Autor eher unsicher bist, kann ich dich beruhigen.
Nein, das bist du nicht.
Für eine Persönlichkeitsstörung gehört schon mehr dazu. Personen, die darunter leiden, wollen permanent bestätigt werden.
Auf Kritik reagieren sie dabei verdammt empfinlich und sie haben so viel Angst vor Ablehnung, dass sogar die Beziehungsfähigkeit eingeschränkt ist.
Außerdem beschäftigen sie sich sehr stark mit möglichen Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen und vermeiden deswegen bestimmte Aktivitäten manchmal sogar.
Sie leben deswegen teilweise sehr eingeschränkt.
Im ICD 10 werden laut Wikipedia folgende Eigenschaften gelistet, von denen mindestens vier für eine Diagnose auftreten müssen.
1. andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Besorgtheit;
2. Überzeugung, selbst sozial unbeholfen, unattraktiv oder minderwertig im Vergleich mit anderen zu sein;
3. übertriebene Sorge, in sozialen Situationen kritisiert oder abgelehnt zu werden;
4. persönliche Kontakte nur, wenn Sicherheit besteht, gemocht zu werden;
5. eingeschränkter Lebensstil wegen des Bedürfnisses nach körperlicher Sicherheit;
6. Vermeidung beruflicher oder sozialer Aktivitäten, die intensiven zwischenmenschlichen Kontakt bedingen, aus Furcht vor Kritik, Missbilligung oder Ablehnung.
Überempfindlichkeit gegenüber Ablehnung und Kritik können zusätzliche Merkmale sein.
Konnte euch das schon ein paar Anregungen für den nächsten Plot liefern?
Wenn nicht, es gibt noch viele, viele weitere Persönlichkeitsstörungen.
Spezifische Persönlichkeitsstörungen:
- Paranoide Persönlichkeitsstörung
- Dissoziale Persönlichkeitsstörung
- Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
- Anankastische [zwanghafte] Persönlichkeitsstörung
- Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
- Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
Wikipedia ist – wie so oft – ein guter Startpunkt für die Recherche.
Aber auch losgelöst von Persönlichkeitsstörungen könnt ihr natürlich spannende Charaktere entwickeln. Ein paar Tipps dazu gebe ich hier:
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die schönen Tips aber die Musik ist schrecklich und drängt sich permanent in den Vordergrund?LG Sabine
Das war eins meiner ersten Videos, bei den neueren ist es aber besser. ?